Pressemitteilung
Kurth: "Das Innovationspotential liegt in der Entwicklung neuer
Angebote und neuer Geschäftsmodelle und Dienstleistungen für flexiblen
Strombezug"
Erscheinungsdatum02.01.2012Die Bundesnetzagentur hat jetzt ein
Eckpunktepapier "Smart Grid und Smart Market" veröffentlicht. Damit
soll etwas mehr Klarheit und Licht in eine zum Teil verwirrende und
noch nicht strukturierte Debatte gebracht werden. Das Papier befasst
sich mit der Frage, wie das System der Energieversorgung im Zuge der
Energiewende verändert werden muss. Dabei fordert die Bundesnetzagentur
u. a., die Bereiche intelligente Netze (smart grids) und intelligente
Märkte (smart markets) klar voneinander abzugrenzen.
"Wir sollten künftig mehr Markt wagen und den Netzen eine eher
dienende Rolle zuweisen. Netzthemen wie z. B. Netzausbau und
Systemstabilität sind für die Energiewende besonders wichtige Themen,
sie sollten aber nicht die gesamte Diskussion beherrschen. Dies
erfordert zwar ein Umdenken in der Branche, verspricht aber innovative
und effiziente Lösungen im Gesamtsystem. Gemeinsam müssen wir jetzt
zügig, klar und diskriminierungsfrei die Schnittstellen zwischen den
Aufgaben des Netzes und dem wettbewerblichen Bereich definieren. Dabei
wird es sicher keine einfachen Lösungen geben, weil es weder ein ganz
bestimmtes Smart Grid-Bauteil gibt, das die Netze für die
Energiezukunft fit macht, noch den einen Masterplan für erfolgreiche
Marktmodelle. Es kann auch nicht die Aufgabe des Staates sein, neue
Geschäftsmodelle quasi zu verordnen", betonte Matthias Kurth, Präsident
der Bundesnetzagentur.
Maßnahmen, die die Kapazitäten und die Steuerungsmöglichkeiten des
Netzes erhöhen, gehören zum Bereich Smart Grid. Für den damit
verbundenen zusätzlichen Einsatz von Kommunikations-, Mess-, Regel-,
Steuer- , Automatisierungstechnik und IT-Komponenten sind die
Netzbetreiber verantwortlich. Zum Bereich Smart Market gehören dagegen
Maßnahmen, bei denen es beispielsweise darum geht, die erneuerbaren
Energien besser in die Marktprozesse zu integrieren oder den Verbrauch
zu beeinflussen, etwa durch innovative Tarifsysteme oder
Dienstleistungen.
"Die Übertragungsnetze sind bereits heute weitestgehend
intelligent. Handlungsbedarf besteht hier vor allem beim Zubau neuer
Leitungen, z. B. um den in Nord- und Ostsee produzierten Windstrom in
die Verbrauchszentren zu transportieren. Der Leitungszubau wird sich
definitiv nicht vermeiden lassen. Dies muss allen klar sein, ansonsten
werden wir die ambitionierten energiepolitischen Ziele der Energiewende
nicht erreichen", stellte Kurth fest.
"Auf der Ebene der Verteilernetze wird es sowohl um einen Zubau als
auch um eine intelligente Steuerung der Netze gehen. Die Verteilernetze
haben nicht mehr nur die Aufgabe, den Strom vor Ort zu verteilen. Sie
müssen auch immer mehr dezentral erzeugten Strom auf die Ebene der
Überlandleitungen weiterleiten, wenn Solar- oder Windenergieanlagen
mehr Strom produzieren, als vor Ort benötigt wird. Hier einen technisch
und wirtschaftlich effizienten Mix von Netzausbau und Netzintelligenz
zu finden, ist die ureigenste unternehmerische Aufgabe der
Netzbetreiber. Konkrete zentrale Vorgaben der Politik oder der
Bundesnetzagentur machen hier keinen Sinn, zumal die Situation in den
Hunderten von Verteilernetzen sehr unterschiedlich ist. Mehr Effizienz,
auch z. B.durch Netzzusammenschlüsse oder -kooperationen, halte ich
allerdings für das Gebot der Stunde. Auf der einen Seite, um
Deutschlands Netze auch in Zukunft in einer Spitzenposition zu halten.
Auf der anderen Seite, um die Netzentgelte auf das notwendige Maß zu
begrenzen", so Kurth.
"Die viel diskutierte Einführung von intelligenten Zählern (Smart
Meter) ist zu einem wesentlichen Teil dem Bereich Smart Market
zuzuordnen und könnte dort einen wichtigen Beitrag leisten. Dies setzt
voraus, dass die Verbraucher bereit sind, die Zähler tatsächlich zu
nutzen und sich dabei auf neue Tarifangebote und Dienstleistungen
einzulassen. Diese flexiblen Tarife müssten allerdings von den
Stromlieferanten entwickelt werden und bringen den eigentlichen Nutzen
für die Verbraucher. Hier ist es wie mit dem berühmten Henne/Ei
Problem. Ohne intelligente Zähler und Steuerungsmöglichkeiten gibt es
keine flexiblen Tarife, aber ohne diese können auch die Zähler und
Steuereinheiten ihr Potenzial nicht voll entfalten.
Neue Zähler dürfen jedenfalls nicht einfach still und heimlich in
den Kellern verbaut werden. Sie müssen zusammen mit attraktiven Tarifen
und Dienstleistungen vermarktet werden", ergänzte Kurth.
Das vollständige Eckpunktepapier ist auf den Internetseiten der Bundesnetzagentur veröffentlicht.
http://www.bundesnetzagentur.de/cln_1912/DE/Sachgebiete/ElektrizitaetGas/Sonderthemen/SmartGridEckpunktepapier/SmartGridPapier_Basepage.html?nn=65116
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Siehe auch Diskussion/Kommentare
http://www.hese-project.org/Forum/stromnetzausbau/index.php?id=122